Geschichte im Portemonnaie
Seit September ist das Kultur- und Stadthistorische Museum mit „Cash!“ um eine neue Dauerausstellung reicher.
Gezeigt wird die Kulturgeschichte des Geldes von ihren Anfängen bis in die Gegenwart: Eine Reise um die Welt und durch die Zeit.
Am Ende können sich die Gäste selber fragen: Bin ich eigentlich reich?
Dr. Andrea Gropp, stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums und Kuratorin der neuen Ausstellung, erzählt im Interview mit Harald Küst von der Geschichte des Geldes.
Sie haben eine Ausstellung zum Geld kuratiert. Also: Was bitte ist Geld?
Geld ist im Grunde alles, was in einer Gesellschaft als Zahlungsmittel anerkannt wird. Es dient als Tauschmittel, Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel. Diese Funktionen ermöglichen es, Waren und Dienstleistungen effizient auszutauschen. Aber hinzu kommt in vielen Fällen auch eine soziale Komponente. Man denke etwa an Sühnezahlungen oder auch einfach Schmerzensgeld. Gleichzeitig hat Geld auch eine spirituelle Dimension. Es funktioniert, weil alle daran glauben.
Wie hat sich das Konzept des Geldes im Laufe der Geschichte entwickelt?
Am Anfang stand nicht der Tauschhandel, sondern Kreditsysteme. Geld ist eigentlich etwas Virtuelles, das durch die Währungen sichtbar gemacht wird. Währungen können ganz unterschiedlich aussehen: Salz, Schnecken oder sogar riesige Steine können als Zahlungsmittel dienen. Allerdings waren und sind nichtmünzliche Gesellschaften häufig viel autarker und zudem auch persönlicher strukturiert als unsere Gesellschaft, in der man täglich mit vielen verschiedenen Geschäftspartnern zu tun hat.
Wann kamen die ersten Münzen auf?
Münzen wurden etwa um 600 v. Chr. erfunden. Spannend ist, dass diese Erfindung gleich drei Mal stattfand: In Lydien (heute Türkei), in Indien und in China.
Seit wann gibt es eigentlich Papiergeld?
Papiergeld wurde schon im 10. Jahrhundert in China ausgegeben. Bei den Scheinen handelte es sich eigentlich um Quittungen für bei Banken eingelagertes Metallgeld. Für Marco Polo war es, als wären hier Alchemisten am Werk gewesen, die ja versuchten, unedle Materialien in Gold zu verwandeln: Schließlich war hier wertloses Papier plötzlich ein Vermögen geworden.
Die Wirtschaftsgeschichte zeigt, das Finanz-und Wirtschaftskrisen häufig durch Spekulationsblasen, unzureichende Regulierung und Dominoeffekte verursacht werden – gibt es dafür Beispiele?
Beispiele sind die Tulpen-Manie 1637, die Weltwirtschaftskrise 1929 und natürlich die Finanzkrise 2008. Das sind aber nur die Krisen, die im kollektiven Gedächtnis besonders verankert sind. Daneben gab und gibt es immer wieder größere und kleinere Schwankungen. Manch meinen, Krisen seien die Regel und nicht die Ausnahme unseres Wirtschaftssystems.
Digitales Bezahlen mit Kreditkarte oder Smartphone erfreut sich nicht nur bei der jungen Generation großer Beliebtheit. Was sind die Vorteile?
Zunächst einmal ist digitales Bezahlen bequem und unkompliziert. Während der Covid-Pandemie ist das Vertrauen in das mobile Bezahlen auch hierzulande gestiegen, obwohl sich andere Länder noch deutlich weiter vom Bargeld verabschiedet haben als Deutschland. Doch bei aller Bequemlichkeit dürfen die Risiken nicht außer Acht gelassen werden: Digitales Bezahlen ist überwachbar und kontrollierbar. Zudem können Störungen auftreten – erst Anfang September führte ein IT-Problem dazu, dass viele Kartenzahlungen nicht abgewickelt werden konnten. Neben Softwareproblemen sind solche Systeme auch Hackern ausgesetzt.
Cash wird somit in der Zukunft wahrscheinlich weiter abnehmen?
Ja, aber ich denke, dass Bargeld nicht vollständig verschwinden wird. Es bleibt für viele Menschen wichtig, weil es vor Cyberkriminalität schützt und universell akzeptiert wird. Es ermöglicht wirtschaftliche Teilhabe ohne Bankkonto. Und viele Menschen nehmen ihr Geld eben einfach gern selbst in der Hand.
Die Fragen stellte Harald Küst.
Zuerst erschienen am 21.10.2024 in der „Rheinischen Post“.
Foto Titelbild: Tanja Pickartz / Stadt Duisburg