Tierische Typen aus Duisburg
Die Ausstellung im Kultur- und Stadthistorischen Museum eröffnet neue Perspektiven auf das Verhältnis von Mensch und Tier. Außergewöhnliche „Tiertypen“ haben in Duisburg Geschichte geschrieben.
Elefantendame Daisy: Vom Einzeltier im Zirkus zur Leitkuh
Die afrikanische Elefantenkuh Daisy wurde 1985 in Simbabwe geboren. Bevor sie am 7. Juli 2001 in den Zoo Duisburg kam, lebte sie ohne Gesellschaft in einem Zirkus. Da der Zirkus keine Partnerin für Daisy finden konnte, verkaufte der Zirkusbesitzer Daisy an den Zoo Duisburg, um ihr ein Leben mit Artgenossen zu ermöglichen. Nach dem Tod der alten Leitkuh Khari übernahm Daisy die Position der Leitkuh. Eine steile Karriere!
Kaisoon: Deutschlands schönster Araber-Hengst
Als Staatsgeschenk überreichte der ägyptische Präsident Nasser Gamal Abdel 1963 den Araberhengst Kaisoon. Vor 60 Jahren kam das Tier in den Duisburger Zoo. Sein Potenzial als Zuchthengst erkannte man erst drei Jahre später. Der Zoo Duisburg stieg in die Araberzucht ein und Kaisoon erfüllte gerne seine Aufgabe als Deckhengst und sorgte für fast 500 direkte Nachkommen.
Zoodirektor Gewalt und seine Jagd nach dem Moby Dick des Rheins
Am 18. Mai 1966 tauchte im Rhein bei Duisburg ein vier Meter langer weißer Wal auf. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung schwamm der Meeressäuger vier Wochen lang im Fluss auf und ab. Versuche des Duisburger Zoodirektors Dr. Wolfgang Gewalt, den Wal zu fangen, schlugen fehl. Immer wieder entkam der Wal, der von Bevölkerung und Presse Moby Dick” getauft wurde. Die Stimmung in der Bevölkerung wandte sich immer mehr gegen den „Walfänger“ Dr. Gewalt. Moby Dick fand seinen Weg zurück in die Nordsee. Einige Zeitgeistforscher haben diesen Auftritt als Geburtsstunde der deutschen Umweltpolitik dokumentiert.
Windhundrennen im Duisburger Wedau-Stadion
Windhundrennen erfreuten sich in den 1920er Jahren großer Beliebtheit. Ob auf dem Sportplatz des Duisburger Spielvereins, in Rheinhausen oder in Meiderich. Allein 1925 fanden im Duisburger Wedaustadion zwei Windhundrennen statt. Es gab Flach- und Hürdenrennen für die großen Barsois, Greyhounds und die mittelgroßen Whippets. Nebenbei wurde gewettet, wie beim Pferderennen. Manch einer soll um ein Erlebnis reicher und um eine Stange Geld ärmer nach Hause gegangen sein, so ein Pressekommentator. Heute sind Hunderennen und damit auch das Wetten auf die Vierbeiner in Deutschland verboten!
Wildpferde vor den Toren Duisburgs
Lange hatten die Duisburger unter den Wildschäden zu leiden, die die vielen hundert Pferde auf ihren Feldern anrichteten. Erst Ende 1814 wurde das Wildgestüt aufgelöst. Mit weit über 2.500 Helfern wurde die Herde Ende 1814 in Angermund zusammengetrieben. Am 13. Februar 1815 wurden 260 Tiere verkauft. Den höchsten Preis erzielte der Araberhengst „Herseck”. Obwohl auf einem Auge blind, galt er damals als Berühmtheit auf vier Hufen, für die sich sogar Napoleon Bonaparte interessiert haben soll.
Pferde leisteten Schwerstarbeit
Seit 1360 wird in den Duisburger Stadtrechnungen immer wieder eine Rossmühle, also eine von Pferden angetriebene Mühle, erwähnt. Im Inneren der Rossmühle liefen Zugpferde im Kreis und setzten eine Antriebswelle und ein hölzernes Räderwerk in Bewegung. Eine schwere Arbeit. Pferde trieben Mühlen und Kräne an, arbeiteten in der Landwirtschaft, in der Treidelschifffahrt, zogen Straßenbahnen und leisteten Schwerstarbeit im Bergbau und beim Militär.
Frühe Wolfsjagd in Duisburg
Herzog Wolfgang Wilhelm von Jülich-Berg und Pfalzgraf von Pfalz-Neuburg (1578-1653) ordnete die „gäntzliche Ausrottung und Vertilgung” der Wölfe an. Außerdem wurden die Bauern verpflichtet, Wolfsgarn für Absperrnetze herzustellen und bereitzuhalten. Diese Netze wurden mit Stützen und Zugseilen gespannt, um den Wolf zu fangen. Ein „Wolfsgarn” war bis zu 200 Meter lang, zwei Meter breit, 300 Kilogramm schwer und aus Hanfseil geflochten. Die Wolfsjagd dauerte oft Tage und Nächte und war bei den Untertanen äußerst unbeliebt. Tatsache ist, dass bis ins 18. Jahrhundert vier Wölfe im Duisburger Süden heimisch waren. Im Jahre 1718 hatte eine Wölfin 27 wilde Fohlen gerissen, erwürgt und gefressen.
Eichelmastschweine im Duisburger Wald
Die Eichen- und Buchenbestände waren ein ideales Weidegebiet. Doch ohne Brandzeichen durften die Eichelmastschweine nicht in den Wald getrieben werden. Forstordnungen und Brandzeichen regelten die Nutzungsansprüche. Die Huckinger Mark mit dem „Bochholtz” umfasste 3.734 Morgen und herrliche Eichenwälder; der Ein- und Austrieb der Eichelmastschweine wurde gefeiert. Heute ist der Eichelmastschinken eine begehrte Delikatesse.
Mammut und Rentier in Duisburg
In den Duisburger Baggerseen wurden Überreste eiszeitlicher Großsäuger wie des Mammuts gefunden. In der Spätphase der letzten Eiszeit gab es am Kaiserberg Jagdlager von Rentierjägern. Sie bearbeiteten Holz und Felle der erlegten Tiere mit Feuersteingeräten. Doch der Bestand der Herdentiere ging allmählich zurück. Die Menschen mussten sich an die dramatischen Umweltveränderungen anpassen.
Fossile Seekuh aus Duisburg
Das Skelett einer Seekuh wurde 1933 beim Bau der Reichsautobahn gefunden. Geologen schätzten sein Alter auf 30 Millionen Jahre. Die Küste der Ur-Nordsee verlief damals durch das heutige Duisburger Stadtgebiet. Heute können Zoobesucher zwei Manatis, wie die Seekühe auch genannt werden, hinter einer riesigen Panoramascheibe in der Tropenhalle Rio Negro beobachten. Bleibt zu hoffen, dass die Zuchtprogramme erfolgreich sind. Sonst könnten die sanften Tiere, um die sich einst Mythen von Ungeheuern und Meerjungfrauen rankten, bald selbst ins Reich der Legenden gehören.
Verfasser: Harald Küst