Wetterhäuschen auf der Königstraße
Ende des 19. Jahrhunderts waren die Wetterhäuschen auf der Königstraße ein Zeichen für den Aufbruch in die Moderne.
Vor 125 Jahren standen sie auf der Königstraße in der Nähe des Bismarckdenkmals. Heute steht dort der Lifesaver. Die Rede ist von den so genannten Wettersäulen, auch Wetterhäuschen genannt. Ausgestattet mit Messinstrumenten für Luftdruck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit erzählen die Wetterhäuschen viel über die Kindertage der Meteorologie. Ganz nebenbei dienten sie auch als Treffpunkt und waren für Passanten auf der Mittelpromenade der Königstraße oft die einzige Quelle für lokale Wetterdaten. Ihren Höhepunkt erreichten die Wettersäulen in der Zeit des Späthistorismus und des Jugendstils, also etwa zwischen 1880 und 1914. Großstädte, Kur- und Fremdenverkehrsorte erhielten ein neues Element im verschönerten Stadtbild des aufstrebenden Bürgertums.
Der führende Hersteller von Wettersäulen in Deutschland war die Firma Wilhelm Lambrecht aus Göttingen. Die entsprechende Akte im Duisburger Stadtarchiv enthält neben dem Angebot für die Wettersäule eine Werbebroschüre, die verschiedene Gestaltungsvarianten zeigt. Die Preise lagen 1895 zwischen 300 und 50.000 Mark. Die stark steigende Nachfrage führte zur Entwicklung von Standardsäulen, die per Katalog zu Festpreisen angeboten wurden. Nach der Aufstellung war das Duisburger Tiefbauamt für die Wartung der Wetterhäuschen zuständig. Die täglichen Ablesungen und Aufzeichnungen dienten auch statistischen Zwecken. 1927 wurden die Wetterhäuschen wegen Straßenbauarbeiten abgerissen und an die Ecke Buchenbaum/Claubergstraße versetzt. In veränderter Form als Glasvitrine waren sie noch in den 1960er Jahren im Stadtbild präsent. Mit der Einführung von Radio und Fernsehen als neue Kommunikationsmittel verloren die Wettersäulen dann aber ihre Informationsfunktion.
Die stetig fortschreitende Digitalisierung mit modernen Wetter-Apps, die jeder auf seinem Smartphone hat, hat den Wettersäulen den Garaus gemacht. Ständige Fortschritte in der Wetteraufzeichnungstechnik, darunter die Entwicklung von Radar, Wettersatelliten und modernen Computermodellierungstechniken, erhöhen die Genauigkeit der Vorhersagen. Dies ist nur möglich, weil Computer heute unvorstellbare Datenmengen in kürzester Zeit erfassen, speichern und auswerten können. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) füttert seine Wettermodelle täglich mit Millionen einzelner Messpunkte. Diese werden mit einem komplexen mathematischen System ausgewertet. Diese Rechenmodelle werden mit Hilfe von KI ständig weiterentwickelt. Aber zuverlässiger als die Launen der Götter, die Wetterzauber der Hexen, der „Hundertjährige Kalender“ oder die Bauernregeln sind die modernen Wettervorhersagen allemal.
Gleichwohl liegt die absolut zuverlässige Wettervorhersage wahrscheinlich noch in weiter Ferne. Ob Sachschäden und Todesfälle durch Stürme, Überschwemmungen oder Starkniederschläge: Das Wetter schreibt weiter an unserer Geschichte mit.
Harald Küst, RP Autor
Quelle: Stadtarchiv Duisburg, Akten des Tiefbauamtes