Die Ausstellung über Duisburgs Kontakte in alle Welt rückt näher, am 20. März soll sie eröffnet werden!
Zeit, einen weiteren Blick „hinter die Kulissen“ zu riskieren. Diesmal sollen die besonderen Beziehungen der Stadt zu China im Vordergrund stehen. Duisburg war in den 1980er Jahren die erste deutsche Gemeinde mit einer chinesischen Partnerstadt und profitiert bis heute von den engen Verbindungen ins „Reich der Mitte“.
Im Dezember 2021 konnten wir den Leiter des Referats für China-Angelegenheiten, Herrn Johannes Grünhage, im Duisburger Rathaus für ein Interview gewinnen. Das Gespräch wird aus Anlass des chinesischen Neujahrs veröffentlicht.
Warum gibt es in Duisburg eine Stelle im Rathaus, die sich nur mit China beschäftigt?
Es handelt sich beim Referat für Chinaangelegenheiten um eine neue städtische Stelle, die erst im Juli 2021 eingerichtet wurde. Das Thema China wird für die Stadt seit Jahren immer wichtiger. Ihren Ursprung haben diese besonderen Beziehungen in der Städtepartnerschaft mit Wuhan, die seit 1982 besteht. Von diesem Startpunkt aus entwickelten sich viele Initiativen in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft. Die Universität Duisburg-Essen verfügt beispielsweise über viele chinesische Hochschul- und Forschungskooperationen und über 2.000 eingeschriebene chinesischen Studierenden, vorwiegend in den MINT Fächern.
Besondere Bedeutung haben auch die Zugverbindungen zwischen Duisburg und China. Die chinesische Wirtschaft erkannte früh die Relevanz des Duisburger Binnenhafens. Die erste Zugverbindung wurde im Jahr 2011 eröffnet, 2014 weihte der chinesische Staatspräsident Xi die Strecke bei seinem Besuch in Duisburg offiziell ein. Heute verkehren wöchentlich über 60 Züge zwischen Duisburg und verschiedenen chinesischen Städten – Corona hat sogar für einen Anstieg gesorgt.
Als Knotenpunkt der Neuen Seidenstraße ist Duisburg beliebter Investitionsstandort chinesischer Unternehmen. Bisher haben sich über 100 chinesische Unternehmen in Duisburg angesiedelt, darunter viele Unternehmen aus dem Logistikbereich. Damit weist die Stadt einen ungebrochenen Zuzug chinesischer Angestellten, Experten und Studierenden auf. Die Kooperation mit China bringt der Stadt Duisburg einen enormen Mehrwert. Um dieser Bedeutung gerecht zu werden, bündelt und koordiniert das neue China Referat alle chinarelevanten Thematiken
Wie sieht der Austausch mit der Zivilgesellschaft aus? Wo stoßen die Duisburgerinnen und Duisburger in ihrem Alltag auf China?
Die Verbindungen nach China sind vielfältig. Mehrere Duisburger Schulen unterhalten Partnerschaften mit Schulen in Wuhan. Besonders hervorzuheben ist das Max-Planck-Gymnasium in Meiderich: Hier kann Chinesisch als zweite Fremdsprache ab der Mittelstufe gelernt werden. Es besteht sogar die Möglichkeit, sein Abitur in diesem Fach abzulegen.
Daneben spielt der Kulturaustausch über die Duisburger Museumslandschaft eine Rolle. Immer wieder gibt es Kooperationen mit chinesischen Künstlerinnen und Künstlern.
Besonders toll ist auch, dass sich immer mehr chinesische Staatsbürger in Duisburg ansiedeln. Im Stadtteil Neudorf ist eine richtige chinesische Community mit eigenen Geschäften und Restaurants entstanden. Hier kann man in die chinesische Kultur auch kulinarisch eintauchen.
Die EU hat China wegen der Menschenrechtsverletzungen als „systemischen Rivalen“ bezeichnet. Wie geht Duisburg mit solchen Problemfeldern um?
Wir analysieren als Stadt die Lage natürlich genau und wissen, welche Konfliktfelder es gibt. Wir befinden uns auch im ständigen Austausch mit den anderen China-Akteuren auf Bundesebene, wie Ministerien oder Stiftungen.
Wir sind uns einig, dass das Thema Menschenrechte wichtig ist, und sehen die Verantwortlichen auf Bundes- und europäischer Ebene als die wichtigen Schlüsselakteure, die auf internationaler, zwischenstaatliche Ebene diese Fragen mit den chinesischen Partnern im Dialog kommunizieren können
Dabei betonen wir die Kanäle, in denen diese Thematiken sinnvoll an die zuständigen Ansprechpartner adressiert und besprochen werden sollten. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Gespräche nicht – wenn sie denn zielführend sein sollen- auf kommunaler Ebene stattfinden. Hier sehen wir die Themen wie wirtschaftliche oder kulturelle Kooperationen verortet, die unser China- Beauftragter und unser China- Referat mit unseren chinesischen Ansprechpartnern angehen.
Im Jahr 2022 ist in Duisburg ein richtiges China-Jahr geplant. Anlass ist das 40-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft. Was können wir erwarten?
Die Stadt Duisburg hat zusammen mit vielen anderen Partnern ein buntes Programm zusammengestellt. Dazu gehört die Städtepartnerschafts-Ausstellung im Stadtmuseum oder die Drachenboot-Fun-Regatta im Innenhafen.
Es ist ein Bürgerspaziergang des Oberbürgermeisters durch den Stadtteil Neudorf geplant, wo Orte des chinesischen Lebens in Duisburg aufgesucht werden. Am ersten Septemberwochenende soll außerdem das Chinafest stattfinden.
In diesem Kontext wird als Wirtschaftsveranstaltung auch das „China Business and Investors Forum“ durchgeführt, das sich an deutsche und chinesische Unternehmen richtet. Alle diese Veranstaltungen stehen natürlich unter dem Vorbehalt, dass die Pandemie eingedämmt ist.